2024 / Kosten Afghanistan Krieg: 17,3 oder 47 Milliarden Euro? 4,7 Millionen Opfer im "Krieg gegen den Terror"


Veröffentlicht am 14.01.2024 in der Kategorie Krieg und Frieden von Axel Mayer

Opfer und Kriegskosten Afghanistan: 17,3 oder 47 Milliarden Euro? Eine Anfrage an den Bundesrechnungshof


Aktueller Einschub:
Wie viele Menschen starben im amerikanischen "Krieg gegen den Terror" in Afghanistan, Irak, Pakistan, Jemen, Somalia, den Philippinen, Libyen und Syrien?


Der "Krieg gegen den Terror" nach den Anschlägen von 9/11 wurden meist mit dem Einsatz für Demokratie und Menschenrechte begründet. Auf die Zahl der militärischen und zivilen Toten wurde kaum geschaut und in der freien Presse gibt es erschreckend geringes Interesse an diesen Zahlen.
*Die renommierte amerikanische Brown University schreibt: "The U.S. post-9/11 wars in Iraq, Afghanistan, Yemen, Syria, and Pakistan have taken a tremendous human toll on those countries. As of September 2021, an estimated 432,093 civilians in these countries have died violent deaths as a result of the wars. As of May 2023, an estimated 3.6-3.8 million people have died indirectly in post-9/11 war zones. The total death toll in these war zones could be at least 4.5-4.7 million and counting, though the precise mortality figure remains unknown. "At least 940,000 people have been killed by direct war violence in Iraq, Afghanistan, Syria, Yemen, and Pakistan."
(Page updated as of August 2023)
(maschinenübersetzt) „Die Kriege der USA nach dem 11. September im Irak, in Afghanistan, im Jemen, in Syrien und in Pakistan haben in diesen Ländern einen enormen menschlichen Tribut gefordert. Bis September 2021 sind schätzungsweise 432.093 Zivilisten in diesen Ländern durch einen gewaltsamen Tod gestorben.“ Bis Mai 2023 sind schätzungsweise 3,6 bis 3,8 Millionen Menschen indirekt in Kriegsgebieten nach dem 11. September gestorben. Die Gesamtzahl der Todesopfer in diesen Kriegsgebieten könnte mindestens 4,5 bis 4,7 Millionen betragen, Tendenz steigend, obwohl die genaue Sterblichkeitsrate angegeben ist. Die genaue Zahl bleibt unbekannt. „Mindestens 940.000 Menschen wurden durch direkte Kriegsgewalt im Irak, in Afghanistan, Syrien, Jemen und Pakistan getötet.“ (Stand August 2023)


Auch im Jahr 2022 gibt es keinerlei öffentliches und veröffentlichtes Interesse, ob uns in Deutschland der Krieg in Afghanistan 17,3 oder 47 Milliarden Euro gekostet hat. Was wir gerade erleben, ist eine nachträglich kriegsrechtfertigende Berichterstattung. Der schnelle Zusammenbruch der vom Westen eingesetzten Regierung und der mit Abermilliarden finanzierten afghanischen Armee zeigte deutlich, wie beliebt unsere Truppen in diesem Land waren, einem Land, das wir nie verstanden haben.
Aktueller Einschub vom 5.10.2021
Der Einsatz deutscher Soldaten und Entwicklungshelfer in Afghanistan hat in den vergangenen 20 Jahren mehr als 17,3 Milliarden Euro gekostet. Den weitaus größten Posten machte dabei nach Angaben der Bundesregierung das Militär aus. "Für die Beteiligung der Bundeswehr an den Einsätzen International Security Assistance Force (ISAF), Operation Enduring Freedom (OEF) und der Resolute Support Mission (RSM) in Afghanistan wurden durch den Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung von 2001 bis zum 31. August 2021 insgesamt rund 12,3 Milliarden Euro an einsatzbedingten Zusatzausgaben geleistet", heißt es in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP.

Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer.
Im verlorenen Afghanistan-Krieg ist die Kosten-Wahrheit auch das letzte Opfer.



September 2021: Aktueller Einschub
Unter dem Motto "Enduring Freedom", also "Dauerhafte Freiheit" sind wir Deutschen an Seiten Amerikas in den nicht gewinnbaren afghanischen Krieg gezogen, obwohl die Flugzeugentführer des 11. September aus Saudi-Arabien und nicht aus Afghanistan kamen. Jetzt endete der Krieg mit der totalen Niederlage und der Vertreibung der westlichen Truppen.
Wie zuvor schon die Engländer und die sowjetische Armee verlassen Amerika und seine Hilfstruppen geschlagen das geschundene Land und nichts ist gewonnen. In unserer westlichen, neokolonialen Überheblichkeit haben wir dieses archaische Land nie verstanden. Auch unsere Qualitätsmedien haben jahrzehntelang ein verzerrtes Bild des Krieges und der Menschen in Afghanistan geliefert. Interviewt wurden immer nur die (häufig korrupten) städtischen Eliten des Landes. Doch auf dem Land, in der Bevölkerungsmehrheit, waren unsere westlichen Besatzungstruppen ungefähr so bliebt, wie es eine afghanische Armee in Deutschland wäre. Unsere Spezialeinheiten haben sich auf verbrecherische Milizen gestützt, die Folter, Plünderung, Entführungen und summarische Hinrichtungen praktizierten. Die Luftangriffe, insbesondere der mörderische Drohnenkrieg, die über die Jahre zunehmend mehr Zivilisten das Leben gekostet haben, spielten ebenfalls eine sehr negative Rolle.

Alleine die deutschen Kriegskosten (siehe unten) belaufen sich auf 12,5 oder 47 Milliarden Euro. Genau wissen will das niemand in Deutschland.
Viele Milliarden Dollar an Entwicklungs- und Aufbauhilfe sind in Afghanistan an korrupte Politiker, Warlords aber auch wieder zurück in den Westen geflossen. Derzeit haben 14 Millionen Menschen in Afghanistan nicht genug zu essen.
Jetzt wird in den Medien zurecht das Schicksal der emanzipierten Frauen in den afghanischen Städten zum Thema. Doch in einer Zeit in der die Taliban noch radikaler waren als heute, wurden sie im Kampf gegen die Sowjetunion von der CIA massiv mit westlichen Waffen und unserem Geld unterstützt. Wo war damals in unseren Medien die Frage nach den Frauenrechten?

Das erstaunlichste Phänomen dieses Krieges war das perfekt organisierte geringe öffentliche Interesse am Krieg, seinen Opfern, Folgen, unseren westlichen Kriegsverbrechen, den Massakern unserer "verbündeten" Warlords und den Kosten. Auch die Frage nach den Menschen und Konzernen die an diesem (stark privatisierten) Krieg viel Geld verdient haben wird nicht gestellt.

Axel Mayer

Sie finden hier:



Ich habe die unten angehängte Presseerklärung an eine Vielzahl von Medien geschickt. Eigentlich wäre es die Aufgabe der Qualitätsmedien, der "vierten, kontrollierenden Gewalt", endlich einmal die Kostenfrage gründlich zu recherchieren und zu berichten. Das Interesse der "Qualitätsmedien" war gleich Null. In einer Demokratie ist dieses Versagen erschreckend.

Axel Mayer, Kreisrat, Venusberg 4, 79346 Endingen


11.7.2021
Die deutschen Kosten des Krieges in Afghanistan: 12 oder 47 Milliarden Euro?
Bundesrechnungshof: "Es gibt keine allgemein akzeptierte Zahl zu den Kosten"


Eines der erstaunlichsten Phänomene des verlorenen Krieges in Afghanistan ist das 20-jährige, geringe öffentliche Interesse am Krieg, seinen Ursachen, Opfern, Folgen und an den Kosten.
Viele Medien berichteten nach dem afghanischen Fiasko von deutschen Kriegskosten von 12 Milliarden / 12.000.000.000 Euro. Die konservative Zeitung "Die Welt" schrieb allerdings schon am 26.05.2010 von möglichen deutschen Kriegskosten von bis zu 47 Milliarden Euro und diese Zahl wird auch in der ZDF-Sendung "Der Preis des Krieges: Afghanistan" genannt.

Aus diesem Grund habe ich mich als Kreisrat in einem Brief an den Präsidenten des Bundesrechnungshofs, an Herrn Kay Scheller gewandt, mein Erstaunen über die doch sehr unterschiedlichen Angaben ausgedrückt und nach den tatsächlichen Kosten gefragt. Ich war bei meiner Anfrage von einer etwas konkreteren Antwort ausgegangen, denn zwischen den öffentlich genannten Kosten liegt doch ein erheblicher Unterschied von 35 Milliarden / 35.000.000.000 Euro.

Erfreulicherweise hat der Bundesrechnungshof geantwortet und die Antwort ist erstaunlich.

Hier zwei Zitate aus dem Brief des Bundesrechnungshofes:
  • "Wie Sie in Ihrem Schreiben zutreffend feststellen, ist die Ermittlung der Kosten des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan seit seinem Beginn im Jahr 2001 komplex. Eine allgemeingültige Definition von „Einsatzkosten“ besteht nicht. Die Kosten sind abhängig von der Bewertung, welche Ausgaben aus dem Bundeshaushalt der Afghanistan-Einsatz unmittelbar oder auch nur mittelbar verursacht hat."
  • "Vor diesem Hintergrund kann ich Ihnen keine allgemein akzeptierte Zahl zu den Kosten des Afghanistan-Einsatzes nennen."

Da bestätigt der Rechnungshof, dass er eigentlich nichts weiß, schreibt aber gleichzeitig: "Die Ausgaben für Auslandseinsätze sind in jedem Jahr Gegenstand der Verhandlungen über den Bundeshaushalt. Der Bundesrechnungshof unterstützt die politischen Entscheidungsträger in diesem Verfahren mit den Erkenntnissen aus seinen Prüfungen der Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes."

Ich hatte nicht mit einer konkreten Zahl gerechnet, denn eine solche kann es nicht geben. Doch weder die 12-, noch die 47 Milliarden Euro Kosten wurden vom Bundesrechnungshof bestätigt, dementiert oder infrage gestellt. Die deutschen Kosten des Krieges in Afghanistan können also bei 12 oder 47 oder noch wesentlich mehr Milliarden Euro liegen.
Hier ist es wieder: das nicht vorhandene öffentliche Interesse am verlorenen Krieg und seinen Kosten.

Die Süddeutsche Zeitung berichtete am 8. Juli 2021 über die amerikanischen Kriegskosten: "Das Pentagon hat für den Krieg 825 Milliarden Dollar ausgegeben. Zusammen mit der zivilen Hilfe, die in das Land geflossen ist, liegen die Kosten des Krieges weit über zwei Billionen Dollar." Da erscheinen deutsche Kriegskosten von 12 Milliarden Euro doch erstaunlich günstig...

Eigentlich wäre es die Aufgabe der Qualitätsmedien, der "vierten, kontrollierenden Gewalt", endlich einmal die Kostenfrage gründlich zu recherchieren und zu berichten. Ansonsten wäre es schon erfreulich, wenn sie in Zukunft bei der Nennung der konkreten Kriegskosten zumindest verunsichert wären. Extrem teuer war er, nicht nur gemessen am "Ergebnis" auf jeden Fall.

Axel Mayer, Kreisrat, Endingen
(Sie wundern sich, warum ein Kreisrat solche Fragen stellt? Weil andere nicht fragen.)



An den
Bundesrechnungshof
Herrn Präsident Kay Scheller
Adenauerallee 81
53113 Bonn

3.5.2021

Kosten des Krieges in Afghanistan


Sehr geehrter Herr Präsident Kay Scheller,

ich wende mich an Sie und den Bundesrechnungshof mit einer sehr komplexen Frage:

Welche Kosten sind für mich und die anderen Steuerzahlenden durch den Krieg und die deutsche Kriegsbeteiligung in Afghanistan entstanden?
Spätestens am 11.9.2021 endet der verlorene Krieg in Afghanistan. Die Angaben zu den konkreten Kriegskosten in den deutschen Qualitätsmedien sind extrem unterschiedlich. Sie schwanken zwischen 12,5 Milliarden Euro in der Tagesschau und 47 Milliarden Euro in der ZDF-Dokumentation "Der Preis des Krieges“.

Da sind zuerst die menschlichen, schwer in Zahlen messbaren Kriegsopfer und das unglaubliche Leid, das ein Krieg über die Menschen bringt.

Die konkreten finanziellen Aufwendungen sind zwar messbar, aber auch geschickt interpretierbar.
  • Sind die Kriegskosten nur die Gelder für Soldatengehälter, Kriegsgerät, Munition, Transport- und Logistikkosten?
  • Oder zählen zu den Kriegskosten auch die Hinterbliebenenrenten, die Kosten für den temporären zivilen Aufbau, die Zahlungen an mörderische Warlords, das unglaublich viel "versickerte" Geld, das Afghanistan zu einem der korruptesten Länder der Welt gemacht hat?

Ich würde gerne wissen, was uns dieser verlorene Krieg in seiner Gesamtheit gekostet hat, bin mir aber auch im Klaren darüber, dass in einer Zeit massiver deutscher Aufrüstung kein großes Regierungsinteresse besteht, diese Zahlen objektiv zu benennen.

Nach einer Analyse des Watson Institute of International and Public Affairs der Brown Universität haben die US-Kriege in Afghanistan, Irak, Syrien und Pakistan den US-Steuerzahler seit ihrem Beginn im Jahr 2001 insgesamt 6,4 Billionen Dollar gekostet.
(Eine Billion sind tausend Milliarden, eine Milliarde sind tausend Millionen...)
Da erscheinen die rund 12,5 Milliarden Euro deutscher Kriegskosten, welche die Bundesregierung zugibt, doch "erstaunlich" günstig.

Zitate aus Qualitätsmedien zu den Kriegskosten in Afghanistan:


  • Die deutschen Steuerzahler haben für die Beteiligung der Bundeswehr an dem internationalen Militäreinsatz in Afghanistan bislang rund 12,5 Milliarden Euro aufgewendet. Das bestätigte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums dem ARD-Hauptstadtstudio.
  • Tagesschau, 17.04.2021 https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/verteidigung-kosten-101.html
  • Das deutsche Engagement in Afghanistan inklusive des Bundeswehr-Einsatzes hat seit 2001 rund 16,4 Milliarden Euro gekostet.
  • Hannoversche Allgemeine, 18.04.2019 https://www.haz.de/Nachrichten/Politik/Deutschland-Welt/So-viel-hat-das-deutsche-Afghanistan-Engagement-bislang-gekostet
  • "Der deutsche Afghanistan-Einsatz ist wahrscheinlich teurer als von der Regierung angegeben. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung schätzt die Ausgaben auf bis zu 47 Milliarden Euro. (...) Selbst im Falle eines frühzeitigen Abzugs schon im Jahr 2011 würde der Einsatz insgesamt zwischen 18 und 33 Milliarden Euro kosten, ermittelte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), in Berlin auf der Basis vorläufiger Schätzungen, schon im Jahr 2010. Jedes weitere Jahr koste etwa drei Milliarden Euro, obwohl das Budget im Bundeshaushalt dafür nur rund ein Drittel davon betrage.
  • Bleibe die Bundeswehr noch einige Jahre in dem Land am Hindukusch, dann sei sogar von Gesamtkosten zwischen 26 und 47 Milliarden Euro auszugehen."Die Welt, 26.05.2010 https://www.welt.de/politik/deutschland/article7793359/Afghanistan-Einsatz-kostet-bis-zu-47-Milliarden-Euro.html
  • Nach Berechnungen der Berliner Forscher, die manager magazin exklusiv in seiner am Freitag (21. Mai ) erscheinenden Juni-Ausgabe veröffentlicht, kostet die Fortsetzung des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan Deutschland rund drei Milliarden Euro pro Jahr. Dieser Betrag steht in deutlichem Gegensatz zu den Angaben des Bundesverteidigungsministeriums, das die deutschen Einsatzkosten in Afghanistan für das laufende Jahr auf gut eine Milliarde Euro beziffert.
  • Manager Magazin, 20.05.2010 https://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/a-695419.html
  • Die aktuelle ZDF-Dokumentation "Der Preis des Krieges: Afghanistan" nennt die Zahl von 47 Milliarden Euro
  • ZDF, 23.12.2020 https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/der-preis-des-krieges--afghanistan-100.html


Die Medien haben die sehr unterschiedlichen Angaben zu den Kosten des Krieges nicht erfunden, sondern sie zitieren unterschiedliche Quellen. Vorzuwerfen ist ihnen das erschreckend geringe Interesse an einer Analyse der Quellen.

Angesichts dieser extrem unterschiedlichen Angaben liegt meine Hoffnung auf eine objektive Antwort auf meine Frage nach den Kriegskosten beim Bundesrechnungshof.

Ich denke, dass nicht nur ich ein Interesse an der Beantwortung dieser Fragen habe.

Mit freundlichen Grüßen
Axel Mayer, Kreisrat


Bundesrechnungshof • Postfach 12 06 03 • 53048 Bonn


(Erstmals veröffentlicht am 12.7.2021)

Herrn
Kreisrat Axel Mayer
Venusberg 4
79346 Endingen

Ausschließlich per E-Mail
Bonn, den 19. Mai 2021

Unser Zeichen, unsere Nachricht vom
IV 1 - 05 20 35 - 6993/2021
Ihr Schreiben vom 3. Mai 2021

Sehr geehrter Herr Mayer,

für Ihr Schreiben vom 3. Mai 2021, in dem Sie die Frage der Kosten des Einsatzes der Bundeswehr in Afghanistan ansprechen, bedanke ich mich.
Der Bundesrechnungshof prüft die Wirtschaftlichkeit und die Ordnungsmäßigkeit der Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes. Prüfungserkenntnisse zu den Gesamtkosten des
deutschen Engagements in Afghanistan hat der Bundesrechnunghof nicht.

Wie Sie in Ihrem Schreiben zutreffend feststellen, ist die Ermittlung der Kosten des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan seit seinem Beginn im Jahr 2001 komplex. Eine allgemeingültige
Definition von „Einsatzkosten“ besteht nicht. Die Kosten sind abhängig von der Bewertung, welche Ausgaben aus dem Bundeshaushalt der Afghanistan-Einsatz unmittelbar oder auch nur mittelbar verursacht hat. Sie nennen in Ihrem Schreiben einige Beispiele für Positionen, die bei der Ermittlung herangezogen werden können. Betrachtet man nicht nur die Einsatzkosten, sondern die Kosten des deutschen Engagements in Afghanistan, kommen zu den Ausgaben, die aus dem Verteidigungshaushalt geleistet werden, weitere Ausgaben aus anderen Bereichen des Bundeshaushalts hinzu, wie dem Haushalt des Auswärtigen Amtes, des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat oder des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung.
Der von Ihnen zitierte WELT-Artikel bezieht sich auf das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Er zählt neben der Ausbildung und den Bezügen der Soldatinnen
und Soldaten sowie für die Polizeimission unter anderem auch die Wertminderung des Materials zu den Einsatzkosten.

Vor diesem Hintergrund kann ich Ihnen keine allgemein akzeptierte Zahl zu den Kosten des Afghanistan-Einsatzes nennen. Die Ausgaben für Auslandseinsätze sind in jedem Jahr Gegenstand der Verhandlungen über den Bundeshaushalt. Der Bundesrechnungshof unterstützt die politischen Entscheidungsträger in diesem Verfahren mit den Erkenntnissen aus seinen Prüfungen der Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes. Er trägt hierdurch zu einem wirtschaftlichen Einsatz der Haushaltsmittel bei.

Für Ihr Interesse an der Kontrolle der öffentlichen Finanzen danke ich Ihnen.

Mit freundlichen Grüßen

Dilger


Zusatzinfos die nicht Bestandteil des Briefes sind



Warum sind die Medien-Angaben zu den Kriegskosten so extrem unterschiedlich und unterscheiden sich teilweise um viele Milliarden Euro und Dollar?[/list] Die Medien haben die sehr unterschiedlichen Angaben zu den Kosten des Krieges nicht erfunden, sondern sie zitieren unterschiedliche Quellen. Vorzuwerfen ist ihnen das erschreckend geringe Interesse an einer Analyse der Quellen.

Der Mangel an Empörung ergibt sich auch aus der Tatsache, dass wir uns unter "einer Million" vielleicht noch etwas vorstellen können. 47 Milliarden Euro deutscher Kriegskosten und 6,4 Billionen Dollar amerikanischer Kriegskosten übersteigen unser Vorstellungsvermögen:
*Das Wort Milliarde steht für die 1.000.000.000. Eine Milliarde ist gleich tausend Millionen.
*Eine Billion ist tausendmal größer als eine Milliarde und ist eine Eins mit 12 Nullen. Eine Billion sind also tausend Milliarden, d.h. eine Million Millionen.

Arbeitsthese:
Mit dem Geld, dass dieser Krieg gekostet hat, ließe sich für jede afghanische Familie ein "westliches" Einfamilienhaus bauen.

Auf eine weitere spannende Informationsquelle verweist ausgerechnet das Bundeswehrjournal vom 25.11.2017:
"Langzeitprojekt „Costs of War“ des Watson Instituts
Ein neuer Bericht des Instituts erschien jetzt vor wenigen Tagen. Neta Crawford, Professorin für Politikwissenschaft an der Bostoner Universität und Leiterin des Projekts, fasst zusammen: „Die US-Kriege im Irak, in Syrien, Afghanistan und Pakistan sowie die erhöhten Ausgaben für den Staat beziehungsweise für die Ministerien für Verteidigung, Innere Sicherheit und Kriegsveteranentum haben seit den Anschlägen vom 11. September 2001 bis hin zum Fiskaljahr 2017 mehr als 4,3 Billionen Dollar gekostet.“ Damit nicht genug. Die Wissenschaftlerin ergänzt: „Addiert man die wahrscheinlichen Kosten für das Fiskaljahr 2018 und die geschätzten zukünftigen Verpflichtungen für die Veteranenpflege hinzu, werden die ,Kosten des Krieges‘ die wohl exorbitante Höhe von mehr als 5,6 Billionen Dollar erreichen.“

Der „durchschnittliche amerikanische Steuerzahler“ habe seit 2001 insgesamt 23.386 Dollar für die Kriege der Vereinigten Staaten aufgebracht, veranschaulicht Crawford. Sie warnte vor einer verengten Sichtweise: „Kriegskosten sind weit mehr als das, was wir in einem Jahr für das sogenannte ,spitze Ende des Speers‘ ausgeben. Hinter der Speerspitze lauern noch eine Menge anderer Kosten – wenn wir den Speer benutzen, müssen wir also mit massiven Konsequenzen rechnen.“ (Zitatende)
Quelle: http://www.bundeswehr-journal.de/2017/exorbitante-kriegskosten-muehlstein-am-hals-der-nation/

Quelle: https://watson.brown.edu/costsofwar/

Meine Arbeitsthese "Mit dem Geld, dass dieser Krieg gekostet hat, ließe sich für jede afghanische Familie ein "westliches" Einfamilienhaus bauen." entspricht so ziemlich der Realität.
Wer genauere, aktuelle, belegbare Zahlen zum Afghanistan Krieg hat, möchte mich bitte informieren mitwelt.stiftung (at) gmx.net


Axel Mayer


Screenshot: ZDF Dokumentation "Der Preis des Krieges"





August 2021: Aktueller Einschub
Unter dem Motto "Enduring Freedom", also "Dauerhafte Freiheit" sind wir Deutschen an Seiten Amerikas in den nicht gewinnbaren afghanischen Krieg gezogen, obwohl die Flugzeugentführer des 11. September aus Saudi-Arabien und nicht aus Afghanistan kamen. Jetzt endete der Krieg mit der totalen Niederlage und der Vertreibung der westlichen Truppen.

Wie zuvor schon die Engländer und die sowjetische Armee verlassen Amerika und seine Hilfstruppen geschlagen das geschundene Land und nichts ist gewonnen. In unserer westlichen, neokolonialen Überheblichkeit haben wir dieses archaische Land nie verstanden. Auch unsere Qualitätsmedien haben jahrzehntelang ein verzerrtes Bild des Krieges und der Menschen in Afghanistan geliefert. Interviewt wurden immer nur die (häufig korrupten) städtischen Eliten des Landes. Doch auf dem Land, in der Bevölkerungsmehrheit, waren unsere westlichen Besatzungstruppen ungefähr so bliebt, wie es eine afghanische Armee in Deutschland wäre. Alleine die deutschen Kriegskosten belaufen sich auf 12,5 oder 47 Milliarden Euro. Genau wissen will das niemand in Deutschland.
Viele Milliarden Dollar an Entwicklungs- und Aufbauhilfe sind in Afghanistan an korrupte Politiker und Warlords geflossen. Derzeit haben 14 Millionen Menschen in Afghanistan nicht genug zu essen.
Jetzt wird in den Medien zurecht das Schicksal der emanzipierten Frauen in den afghanischen Städten zum Thema. Doch in einer Zeit in der die Taliban noch radikaler waren als heute, wurden sie im Kampf gegen die Sowjetunion von der CIA massiv mit westlichen Waffen und unserem Geld unterstützt. Wo war damals in unseren Medien die veröffentlichte Frage nach den Frauenrechten?

Das erstaunlichste Phänomen dieses Krieges war das perfekt organisierte geringe öffentliche Interesse am Krieg, seinen Opfern, Folgen, unseren westlichen Kriegsverbrechen und den Kosten.
Axel Mayer


Übersicht & Links: Krieg & Frieden auf Mitwelt.org



Abnutzungskrieg Russland Ukraine: Wer oder was wird abgenutzt?

Der bei gutem Willen verhinderbar gewesene, dumme, unnötige und völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands, unter dem die Menschen in der Ukraine so schrecklich leiden, führt dazu, dass die globalen Ausgaben zur Kriegsvorbereitung massiv steigen.
Was in der gut gelenkten Aufrüstungsdebatte fehlt, ist der Hinweis darauf, dass die Rüstungsausgaben der NATO das 12-Fache der Rüstungsausgaben Russlands betragen. Die NATO gab im Jahr 2023 1.341 Milliarden US-Dollar für das Militär aus. Russland 109 Milliarden US-Dollar. (Eine Milliarde sind tausend Millionen)
Zu den größten Problemen der Menschheit zählt die Apokalypse-Blindheit und die Unfähigkeit, aus vergangenen Kriegen und menschengemachten Katastrophen zu lernen. Kriegszeiten sind Zeiten größtmöglicher Dummheit, Irrationalität und selektiver Wahrnehmung, in denen menschliches Denken und Handeln und die Berichterstattung in den Medien von stammesgeschichtlich erklärbaren, steinzeitlichen Reflexen geprägt ist. In Kriegszeiten spielen Fakten keine Rolle.













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  • 3) Im Zweifel, gerade in Kriegszeiten, ist die -Allgemeine Erklärung der Menschenrechte- immer noch eine gute Quelle zur Orientierung.

Axel Mayer Mitwelt Stiftung Oberrhein
Mit Zorn und Zärtlichkeit auf Seiten von Mensch, Natur, Umwelt & Gerechtigkeit.


Getragen von der kleinen Hoffnung auf das vor uns liegende Zeitalter der Aufklärung (das nicht kommen wird wie die Morgenröte nach durchschlafner Nacht)



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