Weniger wäri meh - Ein Gedicht von Ernst Blumenstein


Veröffentlicht am 01.01.2024 in der Kategorie Kultur von Axel Mayer

Weniger wäri meh


Ernst Blumenstein 1991

Mängmol macht's mer Angscht
well emer meh Wohlstand
d'Umwält belaschtet
weniger wäri meh.

S'Gschpüri zur Natur fählt
s'Gfüehl für Bode und's Wasser
worum stönd mer nöd uf
gönd use uf d'Schtross
de Lüt eusi Aengscht goh verzelle?

D'Liebi esch emer noh wichtig
aber d'Intoleranz grassiert
und de Materialismus blüht
mer wüssed's alli, worum
tüend mer's nöd ändere
macht de Wohlstand eus blind?

G'füehl zeige esch nöme aktuell
d'Eifachheit passt au nümm is Bild
und d'Armuet läbt im verborgene
mer wüssed's alli, worum händ
mer nöd de Muet, es z'ändere
lit's ächt ah de Zyt?

Wänn mer meh Zyt hätted
für s'Läbe, für d'Natur
würdi de Wohlstand
weniger wichtig.

Weniger wäri meh.











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In diesen Zeiten von Barbarei, Gier, Krieg und Gewalt stärkt Dummheit Dummheit und Intoleranz verstärkt Intoleranz. In diesen Jahren der Umwelt- und Innenweltverschmutzung stehen nicht nur Tiere und Pflanzen, sondern auch Sprachen und Dialekte auf der Liste der bedrohten Arten. Der Facebook-Chef Mark Zuckerberg, der an einem altsprachlichen Eliteinternat Latein lernte und gerade seine undemokratischen Weltmachtträume realisiert, hält Sprache für eine veraltete Software, die schon bald obsolet sein wird. Mehr als die Hälfte aller weltweit gesprochenen Sprachen drohen in naher Zukunft zu verschwinden – und damit ein wertvoller Teil unseres kulturellen Gedächtnisses. Allein 600 dieser insgesamt rund 3.660 gefährdeten Sprachen könnten sogar schon in wenigen Jahren vollständig ausgestorben sein.
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Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein




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