Turmfalke: Nistkasten bauen


Veröffentlicht am 05.01.2022

Turmfalke: Nistkasten bauen



Der Turmfalke
Der Turmfalke wird auch als Städter unter den Greifvögeln bezeichnet und ist in fast ganz Europa verbreitet. Er ist ein klassischer Kulturfolger, der den Lebensraum des Menschen, auch die Stadt, für sich erobert hat. Der Turmfalke nistet gerne in alten Krähen- und Elsternestern auf Kirchtürmen oder anderen hohen Gebäuden oder Felsen, gelegentlich auch auf Bäumen. Der Turmfalke wird wegen seiner Art in der Luft zu „Stehen“ auch Regenschüttler oder Rüttelfalke genannt. Er zählt zu den Halbhöhlenbrütern. Im städtischen Raum mit immer weniger alten Gebäuden, die mit ihren Nischen und Löchern dem Turmfalken „natürliche“ Nistmöglichkeiten bieten, empfiehlt sich die Anbringung eines speziellen Nistkastens. Ein auf den Turmfalken zugeschnittener Nistkasten wird hier vorgestellt. Zu beachten ist, dass der Turmfalke spezielle Ansprüche an die Lage seines Nistplatzes hat. Ein Turmfalkennistkasten ist nicht für den Gebrauch im heimischen Garten oder für den Baum auf der gegenüberliegenden Straßenseite geeignet. (Mehr dazu unter Anbringung).

Brutzeit: April bis Juni

Material:



Es empfiehlt sich, natürliche (unbehandelte) Fichten-, Kiefer- oder Tannenholzbretter mit einer
Stärke von ca. 2 cm zu verwenden. Sie sind relativ kostengünstig und in so gut wie jedem Holzfachmarkt und Baumarkt zu finden. Man kann sie zurechtschneiden lassen (Kosten!) oder sie selbst bearbeiten, wobei bei Sägearbeiten immer Vorsicht geboten sein sollte.
Des Weiteren benötigt man ca. rostfreie 20 Nägel (zwischen 4-5 cm) oder alternativ entsprechende Schrauben (langlebiger), um die einzelnen Teilstücke zu verbinden und 4 Schrauben mit 8-10 cm, um den Kasten an der Wand zu befestigen. Ebenfalls nötig sind Hammer, Schleifpapier (und/oder Feile), Holzbohrer, Raspel, Stift und eine Stichsäge.


Bauanleitung Turmfalken Nistkasten:

(Skizze: Bauanleitung)
Zuerst werden die Bretter auf die angegebenen Maße zurechtgeschnitten. Dafür zeichnet man am besten alle Teilstücke mit Bleistift vor und schneidet sie dann mit der Stichsäge aus. (Zeichnung beachten!). Es muss darauf geachtet werden, dass die Oberkanten der Seitenwände sehr gleichmäßig gesägt und abgeschliffen sind, damit das Dach später dicht aufliegen kann.
Die Außenseite der Vorderwand und die Innenseiten der Innenwände können nun mit einer Raspel leicht aufgeraut werden, damit die Vögel später guten Halt an den Wänden finden. In die Bodenplatte bohrt man etwa 2-4 Löcher mit einem Durchmesser vom ca. 6 mm, um einen reibungslosen Wasserablauf zu ermöglichen.
Hat man nun alle Teilstücke zurechtgeschnitten, kann man sich an den Zusammenbau machen. Hierfür vernagelt man zuerst die beiden Seitenwände mit der Bodenplatte, fügt dann die Vorderseite und die Rückwand hinzu. Zusätzlich sollte man eine weitere dicke Leiste am oberen Ende der Vorderwand befestigen, damit die Turmfalken einen ausreichend großen Platz zum Festkrallen haben. Die Rückwand wird dann ebenfalls fest mit den Seitenwänden und der Bodenplatte vernagelt und zuletzt wird das Dach aufgesetzt. Gut ist auch (nicht im Bild) eine Anflughilfe bzw. Sitzwarte (ein Art Balkon vor dem Kasten) zu schaffen. Dazu werden direkt am Boden der Nistkästen stabile Stäbe, z.B. Äste so angebracht, daß die Falken sie zum An- und Abflug nutzen können.

Anbringung:

Man sollte beachten, dass der Turmfalke besondere Ansprüche an seinen Nistplatz hat. Die Wahl des Ortes, an dem der Nistkasten aufgehängt wird, sollte auf ein hoch gelegenes Gebäude entfallen, mindestens 4 m über dem nächsten Boden oder der nächsten waagerechten oder schrägen Fläche. Vorzugsweise ein Kirchturm, ein hoher Kamin oder eine hohe Halle. Zu beachten ist, dass der Nistkasten an der Süd- oder Ostseite des Gebäudes angebracht wird, um den meist vorherrschenden Westwinden zu entgehen und übermäßiges Eindringen von Regen zu verhindern. Werden die Kästen an Gebäudewänden befestigt, sind sie in der Regel auch nicht für Nesträuber erreichbar.
Kontaktieren Sie unbedingt den Besitzer des Gebäudes und fragen Sie um Erlaubnis, bevor Sie einen Nistkasten anbringen! Riskieren Sie nichts bei der Anbringung des Nistkastens, ein Sturz aus 4 Metern Höhe kann tödlich sein, kontaktieren Sie ggf. einen Profi, der die Anbringung für Sie übernimmt!




Seien Sie beim Nistkastenbau nicht überperfekt!
Wir Deutschen neigen manchmal zur Perfektion. Wenn hier in den Bauanleitungen die Länge und Breite der Kästen und der Durchmesser der Eingangslöcher in Millimetern angeben werden, dann ist das kein Grund, sich perfekt an diese Maße zu halten.

Viele Vögel und Vogelarten brüten in der Natur an den ungewöhnlichsten Orten
Wenn Vögel nur in Kästen brüten würden, die genau die hier angegebenen Maße haben, dann wären sie alle schon lange ausgestorben. Nehmen Sie die Maße der Kästen und die Durchmesser der Einfluglöcher als ungefähre Anhaltspunkte. Schreinern Sie, töpfern Sie, schneiden Sie Astquirle, nehmen Sie auch andere Naturmaterialien und seien Sie kreativ wie die Natur in ihrer unglaublichen Vielfalt.

Wer einmal einen Nistkasten gebaut und aufgehängt hat
und wer Vögel und Natur beobachtet, wird langfristig auch erkennen, dass der Bau von Nisthilfen nur ein erster, kleiner Schritt ist, denn das massive Vogelsterben in Deutschland und die Bedrohung von Vögeln, Natur und Umwelt erfordern weitergehende Schritte. Auf diesem Wege lernt man, dass Natur in Gärten, Wälder, Städte und Dörfer zurückgebracht werden muss und dass Vogel-, Natur- und Umweltschutz langfristig auch dem Menschen dient und nutzt. Gerade Gartenfreunde können einiges zum Vogelschutz beitragen. Naturnahe Brutstätten finden Vögel überall dort, wo es im Garten ein wenig „unordentlich“ ist. Alte, morsche Bäume, abgestorbene Äste, Hecken, „Wildnisecken“ und der Verzicht auf Gift gehören bei einem lebendigen, naturnahen Garten dazu. Es ist wichtig und sinnvoll sich für Natur und Umwelt zu engagieren. Mit dem Bau von Nistkästen und Nisthilfen können Sie gerade auch Kinder und Jugendliche an die Natur heranführen.

Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein