Redebeitrag: Nationalpark Nordschwarzwald


Veröffentlicht am 20.02.2013 in der Kategorie Natur & Naturschutz von Axel Mayer

Redebeitrag: Nationalpark Nordschwarzwald
Eröffnung der BUND-Veranstaltung zum Thema Nationalpark Nordschwarzwald, am 20.2.2013 in Freiburg, durch BUND-Geschäftsführer Axel Mayer

Sehr geehrte Damen und Herren

Herzlich willkommen bei der BUND-Veranstaltung zum Nationalpark Nordschwarzwald


Auch der BUND-Regionalverband ist in der Ortenau von der Planung betroffen

Im Frühjahr 2011 wurde von der neuen Landesregierung beschlossen, einen Nationalpark in Baden-Württemberg einzurichten, wenn ein naturschutzfachlicher und auch wirtschaftlicher Mehrwert für die Region zu erwarten ist.

Dazu wird heute Dr. Thomas Waldenspuhl von der Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg sprechen. (Herzlichen Dank)

Dank an Ulrike Treidel vom BUND-Vorstand die mit Herzblut das BUND-Veranstaltungsprogramm organisiert

Der Nationalpark ist ein umstrittenes Thema

(Zitat) "Anfangs mussten die Naturschützer gegen erheblichen Widerstand kämpfen. Industrielle fürchteten um ihren Zugang zu Wasser- und Holzschätzen. Freiheitsliebende Bürger und Politiker störten sich an dem großen Einfluss der Regierung. Parlamentarierern schien die wirtschaftliche Expansion ihrer Nation zunächst wichtiger als die Bewahrung der Natur."

So berichtete die Badische Zeitung am 01. Oktober 2011 über den massiven Widerstand gegen den ersten amerikanischen Nationalpark im Yellowstone-Gebiet im Jahr 1872.

140 Jahre später ist Amerika stolz auf diesen und viele andere Nationalparks.

Und wieder gibt es finanzstarke Lobbygruppen dagegen
Und die fast gleichen, 140 Jahre alten Argumente.
Und finanzstarke Lobbygruppen die mit Bannern gegen einen Nationalpark Meinung machen

Die größte Lobbygruppe ist die Holzindustrie
Die Sägewerke im Schwarzwald stecken in einer tiefen Krise.

"Das Problem der deutschen Sägeindustrie: Es gibt zu viele Mitbewerber. Fachleute schätzen, dass die Sägewerke der Republik etwa 2,5-mal mehr Holz sägen könnten, als ein nachhaltiger Einschlag im Wald erlaubt." schreibt die BZ.

Ein Sündenbock Nationalpark bietet sich da an um abzulenken.

Es gibt ein viel gehörtes Argument in der Bevölkerung:

Ordnung & Sauberkeit contra „wilde“ Natur
Bei vielen großen Konfliktthemen im Naturschutz am Oberrhein und im Schwarzwald schimmert immer wieder eine deutsche Urangst hervor.

Es ist die große Angst vor Veränderung und Unordnung.
Das beginnt im Kleinen, beim sauber auf- und ausgeräumten Garten, in dem kein Vogel mehr einen Brutplatz findet.

Es geht weiter mit der auf- und ausgeräumten Kulturlandschaft, wo Hochstammbäume und Hecken in der Maissteppe nichts mehr zu suchen haben.

Doch auch die großen Konflikte um den Nationalpark Nordschwarzwald oder um die Ökologischen Flutungen beim Integrierten Rheinprogramm sind von solchen Ängsten geprägt.

Ein Wald, der sich „ungeplant und nicht von Menschen gesteuert“ verändert, eine neu entstandene Kiesbank nach einem Hochwasser im Taubergießen...

Solche Veränderungen oder gar „Wildnis“ lösen tiefsitzende Ängste aus. Ein „aufgeräumter, sauberer“ Schwarzwald ist dann das Ergebnis solchen Denkens.

Wer sich auf den Straßen und in den Orten in und um den geplanten Nationalpark Nordschwarzwald umschaut sieht Kurzzeit- und Tagestouristen die zumeist wenig Geld in Region bringen.

"Die älteren Gäste wollen keine Wildnis" ist ein häufig zu hörendes Argument im Nordschwarzwald.
Dass junge und alte Touristen Wildnis mögen und immer stärker suchen zeigt nicht nur der Nationalpark Bayrischer Wald.

Wer sich im Nordschwarzwald in und um den geplanten Nationalpark umschaut sieht allerdings auch, dass erste Häuser und Wohnungen, manche alten Hotels und viele kleine Geschäfte leer stehen.

Gerade in den kleinen Gemeinden Nordschwarzwald beginnt der demographische Wandel auch optisch sichtbar zu werden und die Landflucht macht sich immer stärker bemerkbar.

Qualitätstourismus mit einem Nationalpark Nordschwarzwald könnte die Situation positiv verändern. Ein Nationalpark bietet auch die Chance sich positiv mit Heimat zu identifizieren.

Der "umstrittene" Nationalpark Nordschwarzwald soll eine Mindestfläche von ca. 10.000 Hektar (100 Quadratkilometer) umfassen. Der tägliche Flächenverbrauch in Deutschland liegt bei ca. 100 Hektar am Tag. Der Park hätte also die Fläche die in Deutschland in hundert Tagen bebaut, zersiedelt, entwertet und zerstört wird...

Ein Nationalpark Nordschwarzwald wäre auch ein Stück Heimat in unserer ausgeräumten und zersiedelten Landschaft. Auch die Menschen in den Gemeinden im Schwarzwald könnten profitieren. Überall dort wo es Nationalparke gibt hat ein naturverträglicher Tourismus eingesetzt, der Gelder in die Gemeinden bringt und Arbeitsplätze schafft, denn Nationalparkbesucher sind meist keine Tagestouristen und bleiben länger. Und die Einheimischen sind stolz auf das gerettete, faszinierende Naturerbe vor ihrer Tür.


Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer

Hier mehr Infos zum Nationalpark Nordschwarzwald




Eine kleine Auswahl: Reden von Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein, (Alt-) BUND-Geschäftsführer, Kreisrat, Vizepräsident TRAS


Rede zum Klimastreik am für die Fridays for Future Demo in Staufen















Aktuell: Erweiterung Nationalpark Schwarzwald: Säger, Jäger, FDP & CDU gegen Natur & Naturschutz

Infosammlung: Natur, Naturschutz & Naturgebiete, in Südbaden, im Elsass und am Oberrhein





Klimawandel,Feuer, Waldbraende, Artensterben,Windenergie
Immer mehr Klimawandelleugner und Energiewendegegner argumentieren mit gezielt vorgeschobenen "Artenschutz-Argumenten" gegen Energie aus Wind & Sonne. Bei den großen Bränden in Australien und in Amazonien sind Milliarden Tiere auf eine entsetzliche Art und Weise gestorben. Die menschengemachte Klimakatastrophe wird die globale Artenausrottung und das Waldsterben massiv beschleunigen. Diese Fakten müssen, auch wenn's uns Naturschützern manchmal schwerfällt, bei allen regionalen Planungsvorhaben in die immer notwendige Artenschutz-Betrachtung einbezogen werden.

Genau in dieser Frage unterscheiden sich gemeinwohlorientierte Naturschutzverbände von egoistischen Bürgerinitiativen.