Schwalbennest / Mehlschwalbe: Nistkasten / Nisthilfe (eine Bauanleitung)


Veröffentlicht am 03.07.2019 in der Kategorie Natur & Naturschutz von Axel Mayer

Schwalbennest / Mehlschwalbe: Nistkasten / Nisthilfe (eine Bauanleitung)


Die Mehlschwalbe
Bei den Schwalben stellen wir zwei grundsätzlich unterschiedliche Arten von Nisthilfen vor.
Eine für Mehlschwalben und eine für Rauschschwalben. Die beiden unterschiedlichen Nisthilfen ergeben sich aus verschiedenen Nesttypen. Die Mehlschwalbe baut im Gegensatz zu ihrer Verwandten ein geschlossenes Nest mit einem kleinen Nesteingang. Die Rauchschwalbe hingegen bevorzugt ein offenes Nest. Beide Nisthilfen lassen sich jedoch einfach anfertigen und benötigen nur wenig Material. Es handelt sich hierbei nicht um komplette Nester, sondern lediglich um das „Fundament“ für den Bau eines Nestes. Das Nest an sich wird bei beiden Arten mit Hilfe von Lehm- oder Erdklümpchen aufgebaut, es sollte also unbedingt darauf geachtet werden, dass den Schwalben auch genügend Baumaterial zur Verfügung steht. Hierfür empfiehlt sich eine Lehmmulde, idealerweise mit einem Gemisch aus 60% Steinmergel, 10% Kalk, 20% Lehm oder lehmigem Erdmaterial und 10% Pflanzenfasern, die in der Nähe der Nester angelegt wird. Eine Mulde mit „herkömmlichem" lehmigen Boden aus den Garten sollte jedoch auch ausreichend sein. Achten Sie darauf, diese Mulde stets feucht zu halten. Eine ausgetrocknete Lehmmulde nützt den Vögeln nichts. Legen sSie die Mulde auch möglichst an einer offenen Stelle an, um es Räubern wie der Hauskatze zu erschweren, die Vögel zu schlagen.
Bedenken Sie, dass hier nur Nisthilfen vorgestellt werden, also keine künstlichen Nester. Der Einsatz von Kunstnestern empfiehlt sich vor allem dort, wo es an Nistmaterial mangelt. Im Handel finden Sie Kunstnester zu günstigen Preisen oder schauen Sie regelmäßig auf unseren Seiten vorbei. Hier werden Sie bald eine entsprechende Bauanleitung finden.

Die Mehlschwalbe
ist die am häufigsten vorkommende der vier Schwalbenarten und ist in offenem Gelände, aber auch oft in der Stadt anzutreffen. Mehlschwalben sind Koloniebrüter. Eine Kolonie besteht in der Regel aus 4-5 Nestern, die teilweise so eng aneinander liegen, dass sich die Nester an ihrer Basis berühren. Es gibt sogar Berichte, in denen von mehreren hundert Pärchen die Rede ist, die sich zu einer Kolonie zusammengeschlossen haben. Achten Sie deshalb darauf, mehrere Nisthilfen für verschiedene Paare zur Verfügung zu stellen. Vorzugsweise baut die Mehlschwalbe ihre Nester unter natürlichen oder künstlichen Überhängen. Felsvorsprünge, Dachränder oder auch Torbögen bilden gute Stellen für den Bau eines Nestes. Im Gegensatz zur Rauchschwalben nisten Mehlschwalben nur selten in Gebäuden, sondern vorzugsweise an deren Fassaden, achten Sie also auf die richtige Auswahl des Platzes für die Nisthilfe. Die Mehlschwalbe ist sehr auf die Toleranz des Menschen angewiesen. Wichtig und hilfreich ist es, Hausbesitzer aufzuklären und für Toleranz gegenüber den Mehlschwalben zu werben.

Brutzeit: April bis Juni


Material:


Es empfiehlt sich, natürliche (unbehandelte) Fichten- Kiefer- oder Tannenholzbretter mit einer Stärke von ca. 2 cm zu verwenden. Sie sind relativ kostengünstig und in so gut wie jedem Holzfachmarkt und Baumarkt zu finden. Man kann sie zurecht schneiden lassen (Kosten!) oder sie selbst bearbeiten. Wobei bei Sägearbeiten immer Vorsicht geboten sein sollte.
Des Weiteren benötigt man ca. 20 rostfreie Nägel (zwischen 4-5 cm) oder alternativ entsprechende Schauben (langlebiger), um die einzelnen Teilstücke zu verbinden, 4 Schrauben mit 8-10 cm, um den Kasten unter dem Dach zu befestigen. Ebenfalls nötig sind Hammer, Schleifpapier (und/oder Feile), Holzbohrer, Raspel, Stift und eine Stichsäge.

Bauanleitung:

Wenn man sich die Teilstücke selber zurecht sägen möchte, muss man zuerst die benötigten Teilstücke mit Bleistift auf den Brettern vorzeichnen und sie dann mit der Stichsäge ausschneiden.
Hat man alle benötigten Teile ausgeschnitten und präpariert, kann man sich an den Zusammenbau machen. Als ersten Schritt vernagelt man die Rückwand und die Trennwand mit der Bodenplatte wie in der Zeichnung dargestellt. Im Anschluss setzt man das Dach auf und vernagelt es mit der restlichen Konstruktion. Die Innenseite der Nisthilfe sollte mit Hilfe der Raspel etwas angeraut werden, sodass sich Lehm (für den Nestbau) und Holz besser verbinden. Nach diesen wenigen Schritten ist die Nisthilfe fertig zur Anbringung.


Anbringung:

Die Nisthilfe für die Mehlschwalbe sollte direkt unter dem Dach angebracht werden. Achten Sie darauf, eine Mindesthöhe von ca. 4 m einzuhalten und auf einen großen Dachüberstand von 30-100 cm . Um Ihre Fassade zu schonen, können Sie die Nester auch einige Zentimeter von der Hauswand entfernt unter dem Dach anbringen oder alternativ ein Kotbrett ca. 60-70 cm unter dem Nest anbringen.



Seien Sie beim Nistkastenbau nicht überperfekt!
Wir Deutschen neigen manchmal zur Perfektion. Wenn hier in den Bauanleitungen die Länge und Breite der Kästen und der Durchmesser der Eingangslöcher in Millimetern angeben werden, dann ist das kein Grund, sich perfekt an diese Maße zu halten.

Viele Vögel und Vogelarten brüten in der Natur an den ungewöhnlichsten Orten
Wenn Vögel nur in Kästen brüten würden, die genau die hier angegebenen Maße haben, dann wären sie alle schon lange ausgestorben. Nehmen Sie die Maße der Kästen und die Durchmesser der Einfluglöcher als ungefähre Anhaltspunkte. Schreinern Sie, töpfern Sie, schneiden Sie Astquirle, nehmen Sie auch andere Naturmaterialien und seien Sie kreativ wie die Natur in ihrer unglaublichen Vielfalt.

Wer einmal einen Nistkasten gebaut und aufgehängt hat
und wer Vögel und Natur beobachtet, wird langfristig auch erkennen, dass der Bau von Nisthilfen nur ein erster, kleiner Schritt ist, denn das massive Vogelsterben in Deutschland und die Bedrohung von Vögeln, Natur und Umwelt erfordern weitergehende Schritte. Auf diesem Wege lernt man, dass Natur in Gärten, Wälder, Städte und Dörfer zurückgebracht werden muss und dass Vogel-, Natur- und Umweltschutz langfristig auch dem Menschen dient und nutzt. Gerade Gartenfreunde können einiges zum Vogelschutz beitragen. Naturnahe Brutstätten finden Vögel überall dort, wo es im Garten ein wenig „unordentlich“ ist. Alte, morsche Bäume, abgestorbene Äste, Hecken, „Wildnisecken“ und der Verzicht auf Gift gehören bei einem lebendigen, naturnahen Garten dazu. Es ist wichtig und sinnvoll sich für Natur und Umwelt zu engagieren. Mit dem Bau von Nistkästen und Nisthilfen können Sie gerade auch Kinder und Jugendliche an die Natur heranführen.

Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein


Aufgrund des globalen Insektensterbens wird unter anderem Schwalben ihre Nahrungsgrundlage entzogen, was zur Folge hat, dass Vogelpopulation zurückgehen. Weitere Informationen und Hintergründe dazu finden Sie hier.