2024 / Feldberg Schwarzwald: Natur, Naturzerstörung, wenig Schnee & Schulden


Veröffentlicht am 22.02.2024 in der Kategorie Natur & Naturschutz von Axel Mayer

Feldberg Schwarzwald: Neue Ski-Lifte in Zeiten des Klimawandels, Natur, Naturzerstörung, Wandern, Ski, Schnee, Rummel, Schulden, Parkhaus & Klimawandel


Aktueller Einschub:


Spitzenreiter bei den Schulden in Baden Württemberg ist laut den aktuellesten Zahlen die Gemeinde Feldberg. 8211 Euro Kommunalschulden lasteten am 31. Dezember 2021 auf jeder Einwohnerin und jedem Einwohner Feldbergs. In der Summe waren das mehr als 15 Millionen Euro. Wenn demnächst die Zahlen für das Jahr 2022 bekannt gegeben werden, dürften es noch mehr Schulden sein.

Der Feldberg ist der mit 1.493 m höchste Berg in Baden-Württemberg
und immer noch einer der schönsten und eindrucksvollsten Berge im Schwarzwald. Noch gehören manche kleinen Teilgebiete des Feldbergs (insbesondere an Regen- und Nebeltagen!) tatsächlich zu den schönsten und wertvollsten Naturlandschaften Deutschlands, mit einer faszinierenden Hochgebirgslandschaft und mit einer einzigartigen Flora und Fauna.


Aktueller Einschub: Keine neuen Lifte am Feldberg und im Schwarwald


Die Umweltbewegung (und auch die Mitwelt Stiftung Oberrhein) kritisieren den von Feldberg, Todtnau, Oberried, Skiliftverbänden und Liftbetreibergesellschaften geplanten Ausbau der Ski-Infrastruktur am Feldberg als "völlig überzogen und schädlich". Nach einer Mitteilung der Naturschutzvereine sehen die Pläne, die ohne ihre Mitwirkung entstanden, unter anderem einen weiteren 10-er-Sessellift am Seebuck und zur Sicherstellung des Wasserbedarfs für Beschneiungsanlagen ein 180.000 Kubikmeter fassendes Speicherbecken zwischen dem Parkhaus und dem Haus der Natur vor. Das Wasser soll über 500 Meter hoch auf den Berg gepumpt werden. Die vier Schlepplifte auf dem Grafenmatt sollen durch einen verlängerten Sessellift auch für den Sommerbetrieb nutzbar sein. Zum Ausgleich ist geplant, die Lifte in Fahl zu demontieren. In Todtnauberg sieht der bereits 2019 erarbeitete und bislang unter Verschluss gehaltene "Masterplan Feldberg" ebenfalls den Ausbau der Liftkapazität mit zusätzlichem Sommerbetrieb vor. Dazu soll eine Abfahrtsstrecke für geländegängige Dreiradroller entstehen und ein Lift rund 150 Meter weit ins Naturschutzgebiet reichen. Die Naturschutzvereine gehen davon aus, dass sich die genannten Kosten von 40 Millionen Euro verdoppeln könnten.



Das Naturschutzgebiet am Feldberg
wurde schon am 11. Februar 1937 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Es hat eine Fläche von 4.226,7 Hektar, davon fallen 2343,2 ha auf den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, den Landkreis Waldshut-Tiengen mit 1144,6 ha und den Landkreis Lörrach mit 738,9 ha.

Der Schutzzweck lautet:
„Durch die Ausweisung des Naturschutzgebietes soll der Feldberg mit den angrenzenden Bereichen erhalten werden


  • als bedeutsames Beispiel einer glazial überformten Mittelgebirgslandschaft,
  • als wichtiges Dokument der nacheiszeitlichen Naturgeschichte,
  • als aufschlussreiches Anschauungsmaterial der Landschafts- und Kulturgeschichte,
  • als vielfältiger Lebensraum für zahlreiche Tierarten und viele, zum Teil einzigartige Pflanzengesellschaften mit arktisch - alpinen, montanen und atlantischen Florenelementen sowie seltenen, z.T. vom Aussterben bedrohten Arten,
  • als hervorragendes Demonstrations-, und Forschungsobjekt für die Wissenschaft und
  • als Naturraum von besonderer Vielfalt, Eigenart und Schönheit.“


Es ist damit noch vor dem Naturschutzgebiet Wutachschlucht das älteste und zugleich vor dem Gletscherkessel Präg das größte Naturschutzgebiet in Baden-Württemberg. Seit 1989 wird es durch einen hauptamtlichen Naturschutzwart (Feldberg-Ranger) betreut. Seit 2001 obliegt die Schutzgebietsbetreuung dem Naturschutzzentrum Südschwarzwald im Haus der Natur auf dem Feldberg.
Quelle: Wikipedia


Doch gerade am Feldberg bestätigt sich, dass es weltweit ein Nivellierungsprinzip gibt, nach dem die wertvollen, einzigartigen Landschaften so lange vermarktet werden, bis aus Schönheit Mittelmaß (oder weniger) wird. Es gilt die Natur am Feldberg zu bewahren und zu beschützen und den Tourismus naturverträglicher zu gestalten. Ein "Rühr mich nicht an" - Naturmuseum Feldberg kann nicht das Ziel der Entwicklung sein. Wenn die Gesellschaft insgesamt nicht nachhaltiger wird, dann haben auch die letzten verbliebenen Naturnischen am "Höchsten" wenig Chancen.


Immer weniger Schnee aber dennoch neue Skilifte am Feldberg in Zeiten des Klimawandels?

(Foto: Muggenbrunn)
Gegen jede ökonomische und ökologische Vernunft will der Liftverbund Feldberg in eine neue, zweite Seilbahn, Skilifte und moderne Beschneiung investieren und selbstverständlich soll auch das Land einen großen finanziellen Beitrag leisten.
Selbstverständlich wird es am Feldberg ab und zu noch schneereiche Winter geben. Die neu geplanten Skilifte sind eine verzweifelte Wette auf die Zukunft. Man kann das aber ganz einfach erklären: Die Verantwortlichen am Feldberg sind Getriebene. Sie haben in den vergangenen Jahren so stark in Lifte und Beschneiungsanlagen investiert und müssen das Defizit beim Parkhaus tragen, dass es für sie immer weiter gehen muss. Feldberg ist die Gemeinde mit einem extrem hohen Schuldenstand pro Kopf in Baden-Württemberg. In den Alpen käme in Zeiten des Klimawandels niemand auf die Idee, in solch tiefen Lagen so viel Geld zu investieren. Hoffentlich bleibt zumindest das Land vernünftig und verweigert Zuschüsse!


Die Fortsetzung der jetzigen massiven Verrummelung, der Landschafts- und Umweltzerstörung am Feldberg, mit Schneekanonen, immer neuen Liften, Großparkhaus und Eingriffen in Naturschutzgebiete, kann so nicht weitergehen. Schneearme Winter, die angesichts des Klimawandels auch am Feldberg den Skibetrieb jahrelang verhindern können, sind jederzeit möglich. Es wird zukünftig einfach immer weniger Schnee in den tieferen Lagen geben. Wintersportorte in Lagen unterhalb von 1500 Meter werden in den kommenden Jahren mit großen Problemen konfrontiert sein, und wenn es zu warm ist, hilft auch die künstliche Beschneiung nicht. Ob die Gemeinde Feldberg das dauerhaft ökonomisch verkraften könnte, darf bezweifelt werden.

Wenn sich die Verrummelung auf den Feldberg beschränken würde, wäre das notfalls zu akzeptieren. Doch zwischenzeitlich gibt es eine zunehmende "Feldbergisierung" des ganzen Schwarzwaldes.

Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein




Auszug aus einem Interview der Badischen Zeitung vom 13. November 2019


BZ: Herr Mayer, es gibt Meteorologen, die sagen, dass man trotz Erderwärmung noch 30 Jahre auf dem Feldberg Ski fahren kann...
Mayer: Ich halte das für eine gewagte Prognose. Meines Wissens werden in der Wissenschaft noch deutlich frühere Zeitpunkte angegeben.

BZ: Einigen wir uns darauf, dass es im Hochschwarzwald künftig weniger Schnee geben wird. Lohnen sich da die millionenschweren Investitionen, die die Gemeinden nun planen?
Mayer: Ich halte das für eine verzweifelte Wette auf die Zukunft. Man kann das aber ganz einfach erklären: Die Verantwortlichen am Feldberg sind Getriebene. Sie haben in den vergangenen Jahren so stark in Lifte und Beschneiungsanlagen investiert und müssen das Defizit beim Parkhaus tragen, dass es für sie immer weiter gehen muss. Feldberg ist die Gemeinde mit dem zweithöchsten Schuldenstand pro Kopf in Baden-Württemberg. In den Alpen käme in Zeiten des Klimawandels niemand auf die Idee, in solch tiefen Lagen so viel Geld zu investieren.

BZ: Warum?
Mayer: Aktuell liegt dort die unterste Grenze für Schneesicherheit bei 1200 Metern. Als schneesicher gilt ein Gebiet, wenn in sieben von zehn Wintern an mindestens 100 Tagen im Jahr Skibetrieb möglich ist, also die Schneedecke mindestens 30 Zentimeter hoch ist. Weil man davon ausgehen muss, dass sich die Temperatur auf der Erde massiv erhöht, wird sich, zumindest in den Alpen, die Schneesicherheit um 300 Meter in die Höhe verschieben – auf 1500 bis 1600 Meter. Das Skigebiet am Feldberg liegt zwischen 950 und 1450 Metern. Die Investitionen am Feldberg sind deshalb eine Hochrisikoanlage auf Kosten der Einwohner.

BZ: Angenommen, Sie könnten über die Zukunft des Feldberg-Tourismus entscheiden. Was würden Sie tun?
Mayer: Ich würde versuchen, mit möglichst geringen Investitionen das Skigebiet über die Runden zu bringen. Ich würde in die bestehenden Anlagen investieren und dort reparieren, wo was kaputt ist. Neue Anlagen gäbe es bei mir nicht.

Hier auf der BZ Homepage weiter lesen





Satirisch / Ernstgemeinter Nachtrag:
Haben wir die dynamische Gemeinde Feldberg und ihren agilen Bürgermeister Wirbser unterschätzt? In Zeiten des Klimawandels wird doch nicht "einfach so" ein 15 Millionen Parkhaus gebaut. Vermutlich liegen die Pläne für die weltweit größte Indoor-Skihalle schon in der Schublade. Das würde auch den Nicht-Beitritt des Feldbergs zum Biosphärengebiet Südschwarzwald und den geplanten sechsspurigen Autobahnausbau am Oberrhein erklären. Eventuell ist die große, grüne "Fun-Achse" Feldberg - Europapark Rust auch schon in Planung.



Feldberg 2020: Ein „nachhaltiges“ Verkehrskonzept für den Feldberg?


Der große Streit um´s Geld für das Feldberg-Parkhaus hat dazu geführt,
dass der Rahmenplan Feldberg 2020 als Verkehrskonzept für den Feldberg entwickelt wurde. Die „Studie zur nachhaltigen Entwicklung der Sporttourismus-Destination“ wurde herausgegeben von der Deutschen Sporthochschule Köln.

Am „Runden Tisch“ der dieses Konzept entwickeln und begleiten sollte,
waren die großen Naturschutzverbände wie der BUND nicht beteiligt und das merkt man dem unkritischen „Werk“ auch an. Der Begriff „Nachhaltigkeit“ in der Überschrift des Konzeptes meint nur „nachhaltiges, dauerhaftes Wachstum“ und hat leider mit echter Nachhaltigkeit nichts zu tun.

Die zentrale Zukunftsfrage der Schneesicherheit am Feldberg in Zeiten des Klimawandels, wurde nur am Rande behandelt. Vermutlich lag die Nichtbehandlung dieses zentralen Zukunftsthemas an der Interessenlage der Auftraggeber.

Der übliche Weg, die Verkehrsprobleme am Feldberg anzugehen, wäre es gewesen, die Parkraumprobleme auf Gemeindeebene erst einmal selber zu regeln, gegen das ungeregelte, wilde Parken anzugehen, eine Verkehrslenkung zu versuchen und den ÖPNV auszubauen.
Wenn das nicht funktioniert, wäre ein tatsächlich kritisches, unabhängiges und wirklich nachhaltiges Verkehrskonzept der notwendige zweite Schritt gewesen. Und nach dem Ausbau des ÖPNV und der Verkehrslenkung hätte als Notlösung durchaus auch ein Parkhaus diskutiert werden können. Doch am Feldberg wird erst das teure Parkhaus gebaut und der dritte Schritt vor dem ersten getan.

Einen freundlich-kritischen Blick auf die Entwicklung am Feldberg warf am 8.2.2018 die
Süddeutsche Zeitung




Wolfgang Abel beschreibt in seinem lesenswerten Buch: "Südschwarzwald, 31 Leichte Entdeckungen" die Probleme von Naturschutz und Rummelplatz am Feldberg sehr treffend


[…] Wer allerdings in der schneefreien Zeit auf den Feldberg kommt, erlebt einen Berg, dem die Schutzdecke fehlt, dem die Spuren der Intensivnutzung anzusehen sind. Schneekanonen in Sichtweite vom Haus der Natur sind hier kein Problem, Rock am Berg und gebührenfinanziertes SWR-Gipfelradio haben Tradition.
Im Winter ist und bleibt der Feldberg eine Schneeinsel, oft die einzige im Südwesten. Und Schnee auf dem Feldberg kann gleichsam „just in time“ genutzt werden. Keine lange Alpenanfahrt, dennoch klasse Pisten, unter der Woche kein Anstehen, einfach hinfahren, losfahren. […] Schon fast sehenswert auch die Häufung von Imbiß- und Devotionalienbuden längs der Straße zum Seeb[r]uck-Großparkplatz. Nahebei die Kapelle für den ökologischen Ablaßhandel, das schicke Haus der Natur, ein Repräsentationsbau, gefördert mit Mitteln des „Europäischen Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft“.
Zitiert nach: „Abel, Wolfgang: Südschwarzwald, 31 Leichte Entdeckungen, Badenweiler 2009, S. 170 ff.“






Links:





Aktuell: Erweiterung Nationalpark Schwarzwald: Säger, Jäger, FDP & CDU gegen Natur & Naturschutz

Infosammlung: Natur, Naturschutz & Naturgebiete, in Südbaden, im Elsass und am Oberrhein





Klimawandel,Feuer, Waldbraende, Artensterben,Windenergie
Immer mehr Klimawandelleugner und Energiewendegegner argumentieren mit gezielt vorgeschobenen "Artenschutz-Argumenten" gegen Energie aus Wind & Sonne. Bei den großen Bränden in Australien und in Amazonien sind Milliarden Tiere auf eine entsetzliche Art und Weise gestorben. Die menschengemachte Klimakatastrophe wird die globale Artenausrottung und das Waldsterben massiv beschleunigen. Diese Fakten müssen, auch wenn's uns Naturschützern manchmal schwerfällt, bei allen regionalen Planungsvorhaben in die immer notwendige Artenschutz-Betrachtung einbezogen werden.

Genau in dieser Frage unterscheiden sich gemeinwohlorientierte Naturschutzverbände von egoistischen Bürgerinitiativen.









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Axel Mayer Mitwelt Stiftung Oberrhein
Mit Zorn und Zärtlichkeit auf Seiten von Mensch, Natur, Umwelt & Gerechtigkeit.


Getragen von der kleinen Hoffnung auf das vor uns liegende Zeitalter der Aufklärung (das nicht kommen wird wie die Morgenröte nach durchschlafner Nacht)



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