Europa-Park Seilbahn: Keine Seilbahn über den Taubergießen!


Veröffentlicht am 26.06.2022 in der Kategorie Natur & Naturschutz von Axel Mayer

Europa-Park Seilbahn: Keine "grüngewaschene" Seilbahn über den Taubergießen!



Michael Mack, einer der Inhaber des Parks, hatte im Jahr 2018 über Twitter mitgeteilt, dass die „Seilbahn über das Naturschutzgebiet Taubergießen", jetzt sprachlich gut verpackt "Seilbahn der Freundschaft" genannt, "fünf Jahre" nicht weiterverfolgt werden soll. Diese 5 Jahre sind bald vorbei. Das naturgefährdende Projekt wurde aus taktischen Gründen nur verschoben, um später geschickter verkauft und durchgesetzt zu werden.

Zukünftig: Seilbahn und verdoppelter Europa-Park?
1975 war der Park noch 16 Hektar "klein". 2018 umfasste der 90 Hektar große Park dreizehn Achterbahnen, fünf Themenhotels und 100 weitere Attraktionen. Dazu kam der große Wasserpark Rulantica mit 45 Hektar. Aus einem "Dorf mit Park" wurde ein "Park mit Dorf". Zukünftig könnte es ein Park mit Dorf, Naturschutzgebiet und einem schönen, großen Stück Elsass werden. Der Europa-Park Rust zeigt alle Probleme "unbegrenzten Wachstums" mit großer Deutlichkeit auf. Vis-á-vis vom Ruster Freizeitpark sollen auf der französischen Seite auf 150 bis 250 Hektar, ein zweiter touristischer „Hotspot“, genannt „Europa Vallée“, entstehen. Das wäre dann eine Verdoppelung der Parkfläche. Bei einer Entfernung von rund fünf Kilometern Luftlinie ist es sehr wahrscheinlich, dass damit die naturzerstörende Idee der Seilbahn über das Naturschutzgebiet Taubergießen, durch die Hintertür als Teil des "Europa Valley" wieder aktuell werden könnte.


Was spricht gegen eine Seilbahn über das Naturschutzgebiet Taubergießen?


  • In der selbsternannten Ökoregion Südbaden gibt es im Zeitalter der Artenausrottung generell zu wenige Naturschutzgebiete und der Flächenverbrauch explodiert
  • Zumindest die viel zu wenigen Naturschutzgebiete mit ihrem hohen Schutzstatus sollten "unantastbar" sein
  • Das NSG Taubergießen leidet schon jetzt unter einer massiven Verrummelung. Eine Seilbahn über das Gebiet würde noch mehr Menschen anlocken
  • Das NSG wird so gewollt oder ungewollt ein Teil, eine Erweiterung des Europa-Parks
  • Der „Europa Park 2“, das geplante „Europa Vallée“ im elsässischen Diebolsheim frisst wieder einmal bis zu 250 Hektar Natur- und landwirtschaftliche Flächen.
  • Das Problem der fehlenden Parkplätze im Europa-Park müsste durch mehrstöckige Parkhäuser gelöst werden und nicht durch Naturzerstörung
  • Unbegrenztes Wachstum zerstört begrenzte Systeme. Das gilt auch für den krebsartig wuchernden Park


Auch die Mitwelt Stiftung Oberrhein begrüßte den Schritt des Europaparks, der erst einmal Druck aus dem Kessel nahm. Wir hofften, dass es jetzt nicht darum geht, das naturgefährdende Projekt "netter" als bisher durchzusetzen und einfach nur geschickter und besser zu kommunizieren. Neue Begrifflichkeiten wie "Seilbahn der Freundschaft" klingen eher nach nach neuen, geschickten Durchsetzungskonzepten, nach Akzeptanzbeschaffungsmaßnahmen & Geldregen für den Naturschutz. Der Europa-Park bekommt im Ortenau-Kreis eigentlich immer alles genehmigt was er will und die Behörden verstehen sich eher als "Untergebene".
Sehr deutlich wurde dies, als der Europa-Park die "alte ELZ privatisierte" und uns die Allmende raubte.
Die massiven Parkplatzprobleme des expandierenden Parks dürfen nicht auf Kosten der Natur gelöst werden. Die Unterstützung der naturgefährdenden Seilbahnpläne durch den "grünen" Ministerpräsidenten Kretschmann ist mehr als peinlich.

Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein (Alt-)BUND-Geschäftsführer

Den unglaublichen, explodierenden Flächenverbrauch des Parks und die Umzingelung des Dorfes Rust (1975 bis 2019) zeigt ein beeindruckendes, kurzes Video der örtlichen Bürgerinitiative "Jetzt langt´s". Und jetzt greift der Park auch noch nach dem Naturschutzgebiet Taubergießen.


Heimat sagten sie


"Heimat & Fortschritt" stand auf Plakaten und Handzetteln

Und "Heimat & Fortschritt" kamen über Menschen, Insekten & Vögel,
über den stillen Windgfällweiher, das schöne Tennenbacher Tal
und das Motto stand aufgedruckt auf silbernen Kabinen an stählernen Seilen am Himmel des Taubergießen

"Heimat & Fortschritt" vertrieb die letzten verbliebenen Rebhühner der großen Ebene
und mit den Hecken gingen auch die letzten Bauern die keine Feld-Fabrikarbeiter werden wollten

Es füllten sich die grünen Lücken der großen breiartigen Nichtrichtigstadt zwischen Basel und Karlsruhe
und der Lärm der ausgebauten Autobahn brandete in die klima-kahlen Wälder der Schwarzwaldtäler

Heimat hatten sie gesagt


Axel Mayer


Mehr Infos:





Europapark - Seilbahn über den Taubergießen? Stellungnahmen von BUND, NABU, LNV, LPO...


Der ständig expandierende Europapark Rust plant eine Seilbahn über das Naturschutzgebiet Taubergießen. Wie immer, wenn in der "Ökoregion" Südbaden Natur gefährdet ist, wird solchen Projekten gerne ein "grünes Mäntelchen" umgehängt und Greenwash betrieben.
Die Naturschutzverbände und Planungsbehörden waren vom Vorstoß Herrn Macks, einer der mächtigsten und einflussreichsten Personen in Südbaden, überrascht. Einer der genialsten Schachzüge der Werbeabteilung von Herrn Mack ist es, aus dem naturgefährdenden Projekt eine "Vision für Europa" zu machen. Dennoch lehnen die badisch-elsässischen Umweltverbände dieses Projekt einhellig ab - Verbände, die das Europa der Menschen seit Jahrzehnten praktizieren.


Wir tragen hier nach und nach einige Stellungnahmen und Äußerungen von Naturschutzverbänden zu diesem Thema zusammen:

BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein
Auch der BUND findet Seilbahnen besser als den bisherigen PKW Verkehr. Sinnvoll und vertretbar wäre eine solche Seilbahn allerdings nur über Nicht-Naturschutzflächen zum nächstgelegenen deutschen Bahnhof. Aber bei den aktuellen Vorüberlegungen handelt es sich leider um eine Seilbahn über eines der wichtigsten Naturschutzgebiete am Oberrhein. Es geht nicht um ein Entweder-oder, um ein „Seilbahn statt Auto-Verkehr“, sondern um Autoverkehr plus Seilbahn, denn an einen Wegfall der Kappler-Fähre wird nicht gedacht.

Es wird mehr, es muss mehr werden, es muss wuchern... Das sind die Grundregeln des Europaparks und einer zutiefst selbstzerstörerischen Fun-Gesellschaft in Zeiten des Klimawandels und der absehbaren Endlichkeit der Ressourcen.

Die Verkehrsbelastung in den Parkgemeinden wird kurzfristig abnehmen und dann wieder zunehmen und zusätzlich kommt dann noch die Seilbahn. Und wenn Hunderttausende über den Taubergießen schweben, dann wollen noch mehr Menschen im Naturschutzgebiet spazieren gehen. Bei Herrn Mack vom Europapark gibt es scheinbar keine Grenzen des Wachstums, im Naturschutzgebiet Taubergießen sind sie teilweise schon überschritten.

Es gab bisher eine „einigermaßen friedliche Koexistenz“ zwischen dem Naturschutzgebiet und dem Park, ein trotz Lärmzunahme immer noch „wenig störendes“ Nebeneinander von Natur und Freizeitgesellschaft. Eines der vielen Probleme des Parks ist der explodierende Flächenverbrauch und die massive Ausbreitung Richtung Autobahn, eine Expansion, die jetzt auch mit der Seilbahn in´s Elsass getragen werden soll.

Eine Seilbahn über eines der letzten großen Naturschutzgebiete am Oberrhein könnte die winzige Restnatur wieder ein kleines Stück gefährden. Die ganz großen Zerstörungen sind am Oberrhein politisch nicht mehr durchsetzbar. Heute wird mit Greenwash und dem Prinzip der Salamitaktik vorgegangen. Im Regierungsbezirk Freiburg sind nur knapp 3,4 % der Gesamtfläche Naturschutzgebiete, es gibt nur noch winzige Fragmente von Natur. Wir erleben, wie die Medien aktuell über das globale und regionale Artensterben und Naturverluste berichten und beobachten gleichzeitig in der "Ökoregion" Oberrhein immer heftigere Angriffe auf die verbliebene Restnatur. Dazu gehört auch der Flächenverbrauch, das krebsartige Wuchern des Europaparks und eine Europaparkisierung Südbadens.

Jetzt wird auch gerne von Ausgleich für die geplante Naturzerstörung gesprochen. Doch die Praxis des Ausgleichs in Deutschland ist leider gesetzeskonform lächerlich, wie der Ausgleich für den Freiburger Stadionsbau durch Böschungspflege am Kaiserstuhl gerade wieder gezeigt hat.

Der BUND sieht eine neue Seilbahn über die Restnatur im Taubergießen äußerst kritisch und ablehnend. Wir wissen allerdings, wie ungeheuer groß die politische Macht von Herrn Mack ist, und wir kennen die Kniefälle von Regionalpolitik und Behörden vor dieser Macht. Politisch sind Konflikte um den Europapark eigentlich immer schon von Anfang an verloren. Die einzige Hoffnung sind unabhängige Gerichte.

Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer






Die Elsässischen Vogelschutzliga (LPO) zu den Seilbahnplänen:


Christan Braun, Vorsitzender der elsässischen Vogelschutzliga (LPO):
"Die negativen Auswirkungen von Seilen und Leitungen auf Zugvögel sind wohlbekannt. Dabei ist das Gebiet um Rhinau und Dieblosheim das zweitgrößte französische Überwinterungsgebiet für Wasservögel. Die dort vorhandenen Ökosysteme sind extrem bedeutsam und schutzbedürftig. Deswegen gehört es zum Natura-2000-Netzwerk. Wir glauben nicht, dass ein Seilbahn-Projekt mit den strengen Naturschutzauflagen des Gebietes vereinbar ist."
Quelle: (Badische Zeitung, 7.11.2018)




Der NABU:


NABU: Mit Seilbahn-Idee geht Europapark auf Konfrontationskurs zum Naturschutz

Europapark Rust plant schwerwiegenden Eingriff in Naturschutzgebiet Taubergießen
Zu den Plänen des Europaparks, möglicherweise eine Seilbahn über den Rhein und mitten durch das Naturschutzgebiet Taubergießen von Rust nach Dieboldsheim im Elsass zu bauen, sagt der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle:

„Einen Eingriff in das sensible Naturschutzgebiet Taubergießen lehnt der NABU ab. Der Taubergießen ist einer der letzten großen Auwälder am Rhein. Er gehört zu unserem europäischen Naturerbe. Die deutsch-französischen Bemühungen zum Schutz dieses einzigartigen Schutzgebietes sind ein Zeichen der Europäischen Einigung und der deutsch-französischen Freundschaft. Auch der NABU betreibt dort gemeinsam mit seinem französischen Partner LPO ein Informationszentrum für Besucherinnen und Besucher. Mit dieser Schnapsidee, eine Seilbahn quer durch dieses Naturjuwel zu bauen, bringt sich der Europapark auf Konfrontationskurs mit dem Naturschutz. Sollten diese Planungen ernsthaft weiterverfolgt werden, werden sich die Naturschützer in der Region mit vereinten Kräften dagegen wehren.“

Der NABU macht aber auch deutlich, dass er sich nicht grundsätzlich gegen eine bessere Erreichbarkeit des Europaparks für Besucher und Mitarbeiterinnen aus Frankreich verschließe. „Eine umweltschonende Alternative zu einer Seilbahn wäre beispielsweise die Einrichtung eines Shuttleservice mit Elektrobussen von Rhinau nach Rust. Dieser könnte wesentlich flexibler auf die Besucherspitzen am Morgen und am Abend reagieren“, so Enssle.



Seilbahn durch Naturschutzgebiet Taubergießen ist „Schnapsidee“
LNV lehnt Planung des Europapark Rust ab



Überregional bedeutsames Naturjuwel in Gefahr

Die Planung des Europaparks, eine Seilbahn aus dem Elsass quer über den Rhein und durch zwei Naturschutzgebiete als Zulieferer zum Europapark zu bauen, stößt auf heftige Ablehnung beim Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg (LNV).

”Bei allem Verständnis für den Wunsch des Europaparks, den französischen Markt besser zu erschließen: die Seilbahn wäre ein krasser Verstoß gegen europäisches Naturschutzrecht und ist eine Schnapsidee.”, so LNV-Vorsitzender Dr. Gerhard Bronner. Um die Verbindung ins Elsaß zu schaffen, müsste die Seilbahn quer durch das Naturschutzgebiet Taubergießen gebaut werden, ein ”4-Sterne-Schutzgebiet”, wie LNV-Chef Bronner betont. Auwälder, Rheinaltarme, als Gießen bezeichnet Quellaufbrüche kennzeichnen den Taubergießen und machen ihn zu einem überregional bedeutenden Naturjuwel. Der ganze Taubergießen ist Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes ”Natura 2000”. Verschlechterungen des Naturwertes sind dort schlicht unzulässig.

Nach Ansicht des LNV würde eine Seilbahn, die täglich tausende Personen transportieren soll, durch Rodungen, Stützkonstruktionen, Lärm und Beleuchtung einen ganzen Korridor quer durch das Naturschutzgebiet entwerten. Störungsempfindliche Vogelarten, die einen wesentlichen Wert des Schutzgebietes ausmachen, könnten dort nicht mehr brüten.

Wenn die Planung tatsächlich weiterverfolgt werde und nicht an technischen oder finanziellen Problemen scheitere, müsse sich der Europapark auf die Ausschöpfung aller Einspruchs- und Rechtsmittel durch die Naturschutzverbände gefasst machen, bis hin zur EU-Beschwerde, kündigt Bronner an. Und er fragt sich angesichts der Planung im Naturschutzgebiet: ”Ist den Verantwortlichen im Europapark denn gar nichts mehr heilig?”

Quelle: Landesnaturschutzverband



Aktuell: Erweiterung Nationalpark Schwarzwald: Säger, Jäger, FDP & CDU gegen Natur & Naturschutz

Infosammlung: Natur, Naturschutz & Naturgebiete, in Südbaden, im Elsass und am Oberrhein





Klimawandel,Feuer, Waldbraende, Artensterben,Windenergie
Immer mehr Klimawandelleugner und Energiewendegegner argumentieren mit gezielt vorgeschobenen "Artenschutz-Argumenten" gegen Energie aus Wind & Sonne. Bei den großen Bränden in Australien und in Amazonien sind Milliarden Tiere auf eine entsetzliche Art und Weise gestorben. Die menschengemachte Klimakatastrophe wird die globale Artenausrottung und das Waldsterben massiv beschleunigen. Diese Fakten müssen, auch wenn's uns Naturschützern manchmal schwerfällt, bei allen regionalen Planungsvorhaben in die immer notwendige Artenschutz-Betrachtung einbezogen werden.

Genau in dieser Frage unterscheiden sich gemeinwohlorientierte Naturschutzverbände von egoistischen Bürgerinitiativen.














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  • 3) Im Zweifel, gerade in Kriegszeiten, ist die -Allgemeine Erklärung der Menschenrechte- immer noch eine gute Quelle zur Orientierung.

Axel Mayer Mitwelt Stiftung Oberrhein
Mit Zorn und Zärtlichkeit auf Seiten von Mensch, Natur, Umwelt & Gerechtigkeit.


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