AKW Wyhl Film: "S Weschbenäschd"


Veröffentlicht am 18.02.2005 in der Kategorie Atomkraft von Axel Mayer

AKW Wyhl Film: "S Weschbenäschd"



Hier geht's zum umfangreichen Hauptbeitrag zum AKW Wyhl



Da freute sich der Vorsitzende der BUND Bezirksgruppe Nördlicher Kaiserstuhl Dr. Henner Wenzel. So eine gut besuchte Veranstaltung gab es beim BUND am Kaiserstuhl schon lange nicht mehr. Über 80 Menschen drängten sich am Donnerstag Abend im Sasbacher Gemeindehaus St. Martin um den zwischenzeitlich schon historischen Wyhl Film der Freiburger Medienwerkstatt "S Weschbenäschd" zu sehen. Die Begrüßung erfolgte durch den Endinger BUND Geschäftsführer Axel Mayer. Er dankte der Sasbacherin Ulrike Friedrich für die Vorbereitung des Abends und stellte auch gleich die Frage: Warum zeigt ein Naturschutzverband einen Wyhl Film? Gerade auch der BUND am Kaiserstuhl steht für bewahrenden, praktischen Naturschutz, ebenso aber auch für engagierten Umweltschutz. So werden Biotope in Handarbeit gepflegt, gleichzeitig wird aber auch, wenn nötig, gemeinsam gegen Fessenheim demonstriert. Eine BUND Gruppe kann auch ein Stück Lebensqualität darstellen.

Dem abendfüllenden Film war deutlich anzumerken, dass er aus der "Jugendzeit" der Videotechnik stammt. Die nicht immer perfekte Bildqualität störte die alten und jungen Anwesenden aber keineswegs. Noch einmal lief nicht nur auf der Leinwand sondern auch in manchen zwischenzeitlich grauhaarigen Köpfen ein alter Film ab. Bilder von den erfolgreichen Bauplatzbesetzungen in Marckolsheim und Wyhl, vom emotionsgeladenen Wyhler Erörterungstermin, Bilder von Frauen mit Kopftüchern und der damaligen Minimode. Immer wenn Aktive aus Sasbach oder den Nachbardörfern im Film erkannt wurden, ging ein Raunen durch den Raum. Es gibt wohl keinen anderen Film mit so vielen Sasbacher HauptdarstellerInnen. "Des warsch doch Dü" und "isch des nid de Belz un de Schött" und seller Endinger Mayer het domols au noch meh Hoor kha" hieß es gelegentlich. Wenn der damalige Sasbacher "Demotechniker Werner Mildebrath" im Film noch elegant auf ein Autodach kletterte, um die Lautsprecher zu befestigen, dann war die Freude im Gemeindehaus groß. Der Film ist beeindruckend. Er zeigt den damaligen Zusammenhalt in den Dörfern, den Mut und die Wut und er zeigt auch, was der heutigen Umweltbewegung manchmal fehlt, nämlich Betroffenheit, Wut und Emotionalität.

Am Ende des Films wurde heftig Beifall geklatscht. In abschließenden Worten ging Axel Mayer noch einmal kurz auf die Gefahren des alternden AKWs Fessenheim und des EnBW-Gefahrstroms ein. Viele der Anwesenden wussten nicht, welche aktive Rolle die EnBW bei der Planung neuer europäischer Atomkraftwerke spielt. Über 300 Tonnen Blei hätte das Marckolsheimer Chemiewerk im Lauf der Jahre auf den Kaiserstuhl niederregnen lassen, wenn sich die Bevölkerung damals nicht gewehrt hätte. Nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung ging der informelle Teil noch lange weiter. Überall gab es kleine und große Diskussionsrunden, wo jung und alt den Film und die damaligen Ereignisse noch lange besprachen. Und alle waren sich einig. Bei der Veranstaltung der Bürgerinitiativen am 25., 26. und 27.2. in Weisweil und Wyhl sind wir dabei. Der hohe Anteil von Sasbacher BesucherInnen an der Veranstaltung zeigte den Veranstaltern des BUND, dass man den Film eigentlich auch noch in anderen Dörfern zeigen sollte.

(Einen aktuellen Rückblick auf den Wyhl-Konflikt und eine umfangreiche Wyhl-Chronik finden Sie hier)

Protest & Bauplatzbesetzung: Wyhl, Kaiseraugust, Marckolsheim, Gerstheim


"Wenn das AKW Wyhl nicht gebaut wird, gehen in Baden-Württemberg die Lichter aus", sagte Ministerpräsident und Marinestabsrichter a.D. Hans Filbinger 1975. „Wenn wir die letzten drei AKW abschalten, gehen in Deutschland die Lichter aus“, drohen die atomar-fossilen Seilschaften heute. Die Zeiten ändern sich, aber die perfekt organisierten und immer wirksamen Angstkampagnen bleiben.
Axel Mayer